Saterfriesisches Wörterbuch
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an

1. angeschaltet, angedreht: 1.1 ju Laampe is noch an : die Lampe ist noch an. 2. brennend: dät Fjúur in dän Ääskedoabe is nit moor an : das Feuer in der Aschekuhle brennt nicht mehr, ist erloschen. 3. ungefähr: deer wieren an do tríetig Ljudene bie de Fíer : es waren ungefähr dreißig Leute bei der Feier.

an

1. an (Richtung): 1.1 wie genen an dän Disk sitte : wir setzten uns an den Tisch. 1.2 an (Lage): dien Bukse honget an ju Häge : deine Hose hängt an der Hecke. 2. neben: ju siet stuuf an mie : sie saß gleich neben mir. 3. (Ortsbestimmung): an Lound kume : an Land kommen. 4. an stellt auch eine Beziehung zu einem Objekt oder Attribut her: 4.1 uus Babe is an Lieuwkällen stúurven : unser Vater ist an einer Blinddarmentzündung gestorben. 4.2 wäl nit an uus Heergod leeuwt, is n Grummeltíeke in Goddes Wareldaal : wer nicht an unseren Herrgott glaubt, bleibt eine Eintagsfliege in Gottes Weltall. 4.3 iek waas noch jung an Jíeren, as die Rientappe uur Ait wägbruzede : ich war noch jung an Jahren, als die Windhose über Friesoythe hinwegbrauste.

ap

1. (räumlich – bezeichnet die Lage) auf: wie sieten alle bee ap dän Boank : wir saßen alle beide auf der Bank. 2. (zur Angabe der Richtung) auf: 2.1 dät krigst du aaltied wier ap t Brood laid : das wird dir immer wieder vorgeworfen. 2.2 die Pot kumt ap t Fjúur : der Topf kommt aufs Feuer. 3. in: do Bäidene ap Bääd brange/moakje : die Kinder ins Bett bringen. in Zeitangaben: 4.1 do Pakete sunt ap dän eerste(n) Junie kemen : die Pakete sind am ersten Juni gekommen. 4.2 wie wollen ap Tied deer weze : wir wollen rechtzeitig da sein. 5. (bezeichnet den Abstand) auf: du koast him ap hundert Meter kanne : du kannst ihn auf hundert Meter erkennen. 6. (zur Angabe der Art und Weise) auf: ju boalde mäd uus ap Seeltersk : sie sprach mit uns auf Saterfriesisch. 7. (zur Angabe der Zeitspanne) auf: wie skällen ap langere Tied mäd dän Húusbau tougoang weze : wir werden auf längere Zeit mit dem Hausbau beschäftigt sein. 8. (zur Angabe des Ziels, des Zwecks oder des Wunsches) auf: wie wollen ap dien Gesúundigaid drinke : wir wollen auf deine Gesundheit trinken. 9. (zur Angabe des Grundes) auf: ap n häd Woud fon uus Babe häbe wie Wäänte apheelden mäd n Slingerlappe ap do Spräien tou skjoten : auf ein hartes Wort von unserem Vater haben wir Jungs aufgehört, mit einer Schleuder auf die Sperlinge zu schießen. 10. nach: jo kregen dät ene Bäiden ap t uur : sie bekamen ein Kind nach dem anderen. 11. (für Kleinstädte, Dörfer, Siedlungen und unkultivierte Landstriche am Rande oder außerhalb des Saterlandes) in: hie woont ap Feen (Rhauderfehn) , ap Klaaster (Bokelesch), ap Hollenerfoan (Hollenermoor), aber in de/inne Bround (Hollenbrand), in Baaljene (Bollingen), in Skäddel (Scharrel) ; in Romelse (Ramsloh) , in/ap Sedelsbíerig (Sedelsberg), ap Aasterfeen (Ostrhauderfehn) , ap Wästerfeen (Westrhauderfehn); ap dän hoge Foan (auf dem Hochmoor), ap Näiwaal (Neuwall), ap Färmesound (Fermesand). 12. um zeitliche Nähe auszudrücken: hie lait ap t Stíerven : er liegt im Sterben. 13. in idiomatisch-phraseologischer Abhängigkeit von anderen Wörtern: 13.1 teeuwe ap : warten auf. 13.2 fertrjouje ap : vertrauen auf. 13.3 hoopje ap : hoffen auf. 13.4 stolt ap : stolz auf. 14. zur Bildung des Superlativs: 14.1 wie häbe dän Komer ap t ruugste ap Stede moaked : wir haben das Zimmer aufs gröbste in Ordnung gebracht. 14.2 do Suldoaten wuden ap t uterste kwäld : die Soldaten wurden aufs äußerste gefoltert. 15. per: do Tuvvelke sunt tjoon Cent jurrer ap t Púund : die Kartoffeln sind zehn Cent teurer per Pfund. 16. in Richtung: ap... an: hie is ap Ooldenbúrig an: er fährt in Richtung Oldenburg. 17. auf... zu: ap... deel: 17.1 do Húunde kemen ap mie deel: die Hunde kamen auf mich zu. 18. in Richtung: ap... ou: 18.1 wie ronnen ap dän Busk ou: wir liefen in Richtung des Waldes. 19. auf... zu: ap... tou: 19.1 jo fúren ap de Määlne tou: sie fuhren auf die Mühle zu. 20. nach: ap... tou : 20.1 iek mout ap Romelse tou : ich muss nach Ramsloh. (Hier geht es meist um ein wichtiges Geschäft, das nur am Zielort erledigt werden kann.) 21. in Richtung auf, nach: ap... wai : 21.1 ap Bremen wai : nach Bremen, auf Bremen hin. 22. an: ap n Sundai : an einem Sonntag. 23. bei einer Tätigkeit: ap Boskup : beim Einkaufen. 24. gegen: ap... juun : deer häbe iek niks ap juun : dagegen habe ich nichts.

juun

1. gegen: 1.1 hie kon niks uutgjuchte; hie lapt/lopt mäd dän Kop juun de Woge : er kann nichts ausrichten; er läuft mit dem Kopf gegen die Wand. 1.2 deer bän iek juun : ich bin dagegen. 1.3 deer koast du niks juun häbe : es bestehen keine Einwände. 1.4 iek kon deer niks juun dwo : ich kann nichts dagegen tun. 2. an, gegen: ju Ladere líende juun dän Boom : die Leiter lehnte gegen den Baum, an dem Baum. 3. zuwider; äußerst unangenehm: hiere Biníemen is mie juun : ihr Benehmen ist mir zuwider. 4. gegen (zeitlich) 4.1 wie kume so juun oachte Úre : wir kommen gegen acht Uhr. 4.2 juun Äivend/Eeuwend häbe wie dät Ho in t Skäin : gegen Abend haben wir das Heu in der Scheune. 5. als Ausdruck der Ablehnung, der feindlichen Gesinnung: hie meende, dät do uur Skoulbäidene juun him wieren : er meinte, dass die anderen Schulkinder gegen ihn wären. 6. neben: ju sit aaltied juun uus in de Säärke : sie sitzt immer neben uns in der Kirche. 7. verglichen mit: juun jouen is dät n fluggen Houngst : mit eurem verglichen ist das ein schönes Pferd.

Aidelichter, -e, die

Handgriff an der Eggenkette, mit der die Egge während der Arbeit aufgehoben wird, um die Erdklumpen auseinanderzubrechen und die Zinken von Unkraut zu befreien.

ainewainde

1. an der einen oder anderen Stelle, an dem einen oder anderen Ort; irgendwo: häbe jie him ainewainde blouked? : habt ihr ihn irgendwo gesehen?

allerwegense

1. überall; an vielen Stellen, Orten: allerwegense wädt Brood boaken : überall wird Brot gebacken. 2. unordentlich hingeworfen; überallhin zerstreut: sien Klodere läze allerwegense : seine Kleider liegen überallhin zerstreut.

an... antou/tou

1. an... heran: 1.1 iek kuud an dän Takke nit tou : ich konnte den Ast nicht erreichen. 1.2 iek kuud an t Finster nit antou : ich konnte an das Fenster nicht heran.

Anäideploug, -e, die

Häufelpflug ohne Gespann zum Anhäufeln, Behäufeln oder Schaufeln. Der Häufelpflug häufelt zwei Pflanzenreihen auf je einer Seite an.

ankume

1. ankommen, erscheinen (is): wie sunt fóar dän Grummelskúur failig in Húus ankemen : wir sind vor dem Gewitter sicher zu Hause angekommen. 2. in den Besitz von etwas kommen (is): ankume an : wo is hie an dät Boot ankemen? : wie ist er in den Besitz des Bootes gekommen? 3. rühren, treffen, traurig machen: ju Pretenje koom hier so an, dät ju Tronen in do Ogene hiede : die Predigt rührte sie so sehr, dass sie Tränen in den Augen hatte. 4. anrühren, antasten, berühren, betasten: iek koom an dät Wucht nit an : ich berührte das Mädchen nicht. 5. beeindrucken, berühren, bewegen: dät kumt mie nit an : das berührt, bewegt mich nicht. 6. heranreichen an, erreichen (is): hie kuud an ju Laampe nit ankume : er konnte an die Lampe nicht heranreichen, die Lampe nicht erreichen. 7. abhängen von, ankommen auf (is): 7.1 et kumt deer nit ap sien Oaler an : es kommt nicht auf sein Alter an. 7.2 et kumt deerap an, wo fúul du bitoalje wolt : es hängt davon ab, wie viel du bezahlen willst. 7.3 wie läite et deerap ankume : wir warten das Ergebnis, die Konfrontaton, die Folgen, usw. ab. 8. aufgenommen werden (is): sukke Baleräien kume deer nit goud an : solche Gerüchte werden dort nicht gut aufgenommen. 9. beim Trinken als Zeichen der Freundschaft anstoßen: läitet uus deer íeuwen ankume : lasst uns eben anstoßen. 10. vorsprechen (is): mäiden kume iek bie die an : morgen spreche ich bei dir vor.

anliemje

anleimen; mit Leim an etwas befestigen.

anroakje

1. geraten an: an wät Läipes anroakje : an etwas Böses geraten. 2. erwerben: iek bän an dät Skap skikkelk anroaked : ich habe den Schrank günstig erworben.

anskikje

1. anrücken, heranrücken: uus Ooldbabe skikkede dän Stoul naier an dät Fjúur an : unser Großvater rückte den Stuhl näher an das Feuer heran. 2. sich der Tischgesellschaft anschließen, sich mit an den Tisch setzen: skikke an un it wät! : setze dich mit an den Tisch und iss was!

anskrieuwe

1. an eine für andere sichtbare Stelle schreiben: ju Jufferske skreeuw do Nomen an de grote Laie : die Lehrerin schrieb die Namen an die Wandtafel. 2. einen Geldbetrag, den jemand schuldig bleibt, für spätere Bezahlung notieren: n Koopmon, die alles anskrieuwe lät, kon sin Winkel boalde ferjete : ein Kaufmann, der alles anschreiben lässt, kann seinen Laden bald vergessen. 3. buchen, eintragen. 4. den Predigttext und die Nummern der Lieder an die Kirchentafel(n) schreiben oder heften: die Koaster is deerap ferjeten, do Läidere antouskrieuwen : der Küster hat vergessen, die Lieder an die Tafeln anzuschreiben. 5. sich schriftlich bewerben bei: hie häd dän Timmerboas uum ju Stede anskríeuwen : er hat sich bei dem Zimmermeister um die Stelle beworben. 6. das Aufgebot für die Eheschließung bestellen: 6.1 dät junge Poor häd sik anskrieuwe lät/läiten : das junge Paar hat das Aufgebot für die Eheschließung bestellt. 7. goud anskríeuwen : geachtet, angesehen.

anstikje

1. anheften, anstecken: n Näddele an n Kroage anstikje : eine Nadel an einen Kragen anheften. 2. an einem eisernen Pflock, der in den Boden gerammt wird, festbinden: n Skäip anstikje : ein Schaf mit einem Seil an einem eisernen Pflock festbinden.

antaie

andrücken; durch Druck an etwas befestigen.

antoukume

an etwas herankommen: iek bän nit an dät Bouk antoukemen : ich bin nicht an das Buch herangekommen.

apduukje

1. auftauchen, an die Wasseroberfläche kommen: ätter oankelde Minuten dukede die Húund wier ap : nach einigen Minuten tauchte der Hund wieder auf. 2. plötzlich oder unerwartet in Erscheinung treten: iek waas baf, as hie ap de Bjorenge apdukede : ich war völlig überrascht, als er auf dem Fest auftauchte.

apgroaie

1. aufwachsen. 2. an Gewicht zunehmen: hie is in lääste Tied läip apgroaid; hie mout ouníeme : er hat in letzter Zeit sehr zugenommen; er muss abnehmen. [engl. grow]

Aphoangsel, -e, dät

1. Holzkonstruktion hinter der Tapete, an dem man den Spiegel oder Ähnliches aufhängt. 2. Kleiderhaken. 3. Schlaufe an der Innenseite des Mantelkragens, an der man den Mantel aufhängen kann.

Aphonger, -e, die

Bändchen oben an der Jacke, an dem man sie aufhängen kann.

apklopje

1. auftreiben: hie häd n Houngst apklopped : er hat ein Pferd aufgetrieben. 2. wecken, indem man an die Tür klopft: jie mouten mie uum säks Úre apklopje : ihr müsst um sechs Uhr an die Tür klopfen und mich wecken. [britisches Engl: knock up]

apkume

1. aufkommen, entstehen: deer kumt wät Näies ap : es kommt etwas Neues auf. 2. aufstehen, hochkommen; auf die Beine kommen: 2.1 die bisepene Käärdel kuud nit allännig apkume : der Besoffene konnte nicht allein auf die Beine kommen. 2.2 dät Swien lieg deer un kuud nit apkume : das Schwein lag da und konnte nicht hochkommen. 3. die Kosten übernehmen für jemanden; jemanden unterstützen: 3.1 iek kume foar mien Bäidensbäidene ap : ich übernehme die Kosten für meine Enkelkinder. 3.2 ju mout foar sik säärm apkume : sie muss sich selbst unterstützen. 4. sich für jemanden, etwas einsetzen: hie kumt foar sin Glove ap : er setzt sich für seinen Glauben ein. 5. (Pockenimpfung) anschlagen: sunt bie die do Pokken apkemen? : hat bei dir die Pockenimpfung angeschlagen? 6. (Sonne, Mond): aufgehen: ju Moune, ju Sunne kumt ap : der Mond, die Sonne geht auf. 7. (Unwetter) heraufziehen, aufziehen; im Anzug sein: deer kumt n Uunweder ap : ein Unwetter zieht (her) auf. 8. aufgegessen werden: dät Brood skäl gau apkume : das Brot wird schnell aufgegessen werden. 9. aufgehen, aufkeimen: ju Wete koom goud ap : der Weizen keimte gut auf. 10. aufstehen: as iek apkoom, skeen ju Sunne al : als ich aufstand, schien die Sonne schon. 11. aufwachsen: hie is in Auerk apkemen : er ist in Aurich aufgewachsen. 12. für etwas verantwortlich sein, für etwas Sorge tragen: hie mout deerfoar apkume: er muss dafür Sorge tragen. 13. in Mode kommen, in Gebrauch kommen: as do Koakmaskienen apkemen, häbe do Ljudene nit moor an t epene Fjúur seden : als die Herde mit Holzfeuerung in Gebrauch kamen, haben die Leute nicht mehr über dem offenen Feuer gekocht. 14. (Mond) zunehmen: ju Moune is in t Apkumen : der Mond nimmt zu. 15. sich erheben: deer kumt Stoarm ap : ein Sturm erhebt sich. 16. (Wind) an Geschwindigkeit zunehmen: 16.1 die Wíend kumt ap : der Wind nimmt an Geschwindigkeit zu. 16.2 n apkumenden Wíend : ein an Geschwindigkeit ständig zunehmender Wind. 17. (Flut) steigen: ju Floud kumt ap : die Flut steigt.

apräie

an einem Draht oder einer Schnur aufreihen: Kralen, Bonen apräie : Perlen, Bohnen aufreihen.

Apsäisel, -e, dät

1. mit Reihgarn aufgenähtes Stück Stoff, das später entfernt werden muss. (Kleidungsstück) Abnäher, Biese; schmal abgenähtes Fältchen an einem Kleidungsstück. → Apsäielse